Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa)
wird wörtlich übersetzt mit „Bullen- oder Stierhunger“ und gehört sowohl zu den Ess-Störungen als auch zu Suchtkrankheiten, wie Alkoholismus oder Medikamenten-Abhängigkeit. Die Krankheit kommt zehnmal häufiger bei Frauen als bei Männern vor.
Bulimie-Kranke hungern oft den ganzen Tag, um sich am Abend tausende Kilokalorien zuzuführen. Nach einer solchen Fress-Attacke folgen Schuldgefühle und der Betroffene erbricht sich zwanghaft.
Ebenfalls bekannt ist, dass Entleeren durch Medikamteneinnahmen mit Abführmitteln.
Die Theorie des weiblichen „Narzismus“ ist eine Begründung. Die benennt eine anfänglich extreme Leistungsfähigkeit und brilliante Fähigkeiten, zudem tolles Aussehen. Ess-Brech-süchtige Frauen werden bewundert. Wenn die Bestätigung allerdings ausbleibt, herrschen mit einem Mal mangelndes Selbstwertgefühl, Hilflosigkeit, Unzufriedenheit, Ablehnung und ein Gefühl der Verlassenheit. Es gilt einen Ausgleich zu schaffen. Die Belohnung ist zunächst Essen. Um dabei nicht zuzunehmen, wird mit Erbrechen gegenreguliert.
Ausserdem treibt auch nur der alleinige übermäßige Schlankheitswahn viele sehr Körperbewußte in dieses Krankheitsbild.
Bulimie kann aus einer hervorgegangen Magersucht resultieren.
Ess-Brech-Süchtige können sowohl übergewichtig, normalgewichtig als auch untergewichtig sein. Das Gewicht der Betroffenen zeigt meist die Dauer der Erkrankung an.
Statistisch ist seit etwa 1980 bekannt, dass 10% der Frauen ihr Gewicht auf diese Weise regulieren. Bei wiederum 10% dieser Anzahl kann es bis zu einer drastischen Anzahl von bis zu 6 bis 15 Attacken täglich kommen. Viele Bulimie-Kranke sind suizidgefährdet.
Aus den ständigen Ess-Brech-Zyklen und dem Einfluß der Magensäure resultieren direkt akute Reizungen der Speiseröhre, Entzündungen der nebenliegenden Lymphdrüsen und Karies der Zähne. Indirekt führt Bulimie zu Änderungen im Hormon- und Elektrolyt-Haushalt, Haarausfall, Depressionen, Beeinträchtigung von Herz und Nieren bis zu Ausfallerscheinungen der genannten Organe.
Die Krankheit findet immer im Verborgenen statt und isoliert die Betroffenen aus dem Kreis von Freunden und Familie.
Bereits bei der Nahrungsbeschaffung wählen Erkrankte selten den gleichen Shop, oder variieren täglich die Kassenangestellten, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Während einer Fress-Attacke kann der gesamte Inhalt eines Kühlschrankes verschlungen werden. Nach der Attacke, erbrechen die Bulimie-Kranken zeitnah.
Hilfe zu suchen ist für die Erkrankten nicht möglich, da dies einem Eingeständnis der eigenen Schwäche gleichkommt. Das Selbstwertgefühl rast erneut in den Keller und programmiert erneuten Ausgleich vor, der nur durch Kontrolle von Essen und Gewichtszunahme zu gewährleisten ist. Die Einsicht zur Schwere der Erkrankung und konkretes Hilfesuchen kommt meist sehr spät.
Im Durchschnitt dauert es 8 Jahre bis es zu einer ersten Suche nach Hilfe kommt.
Wenn die Nahrungsverwertung eingestellt wird, wird die Person immerwährend schwächer und ist nicht mehr fähig, einem geregeltem Tagesablauf zu folgen. Die Konzentration liegt mit dem Schwerpunkt beim Gedanken an Essen, bis sich das ganze Leben des Kranken nur noch um seine Sucht dreht. Ab dem Punkt wird Ess-Brech-Süchtigen klar, dass die Krankheit oft die einzig gebliebene Konstante darstellt und es nicht möglich ist diese aufzugeben oder zu verlieren.
Ähnlich dem Internet-Form „Pro-Ana“ für Magersüchtige, gibt es das passende Gegenstück für Ess-Brech-Süchtige namens „Pro-Mia“, dass Betroffenen Unterstützung zu ihrer Krankheit gibt. So werden beispielsweise Nahrungsmittel empfohlen, die beim Erbrechen helfen oder aber besondere Taktik weitergegeben, um sich möglichst leise zu erbrechen. Analog zu „Pro-Ana“ und der „Thinspiration“ gelten die gleichen Gesetze und Glaubensbekenntnisse. Genauso gibt es „Briefe an Mia“, bei der die Krankheit als einzige Freundin personifiziert wird.
Die Behandlung wird je nach Schweregrad ambulant oder stationär durchgeführt.
Wichtig ist das Aufgeben von illusorischen Zielgewichten. Ausserdem wird versucht, ein normales Verhältnis zu Nahrung und der täglich zu sich zu nehmenden Menge herzustellen. Die Phasen zwischen Ess-Brech-Anfällen sollen möglichst verlängert werden, bis sie schließlich komplett stagnieren.
Rückfälle sind häufig.