Palmöl – wirklich so schädlich wie sein Ruf?
Das Palmöl, auch Palmfett genannt, begegnet uns jeden Tag: Es ist zu finden in Waschmitteln, Kosmetikprodukten, Schokolade und Fertiggerichten.
Doch Palmöl ist als ungesund bekannt – bei seiner Verarbeitung können sogar krebserregende Stoffe entstehen. Palmöl ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird. Das Öl ist in der Industrie sehr begehrt, weil sein Anbau sehr ertragreich und günstig ist. Zudem ist es hitzestabil und lange haltbar. Daher kann es anstelle von gehärteten Fetten eingesetzt werden und ist besonders in fertigen Nahrungsmitteln oder Brotaufstrichen ein häufiger Zusatzstoff. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Palmöl das am meisten angebaute Pflanzenfett der Welt.
Leider kann Palmöl keineswegs als gesund bezeichnet werden. Ein Kritikpunkt ist der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren. Diese können sich bei übermäßigem Verzehr negativ auf die Blutfettwerte, vor allem das LDL-Cholesterin auswirken. Dies wiederum könnte nach Einschätzung der Mediziner die Wirkung von Insulin im Körper beeinträchtigen und damit das Risiko erhöhen, an Diabetes zu erkranken.
Ebenfalls kann bei zu viel Verzehr von Palmöl eine Schädigung der Gefäßwände. Eine mögliche Folge ist eine Gefäßverkalkung, die schwerwiegende Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt begünstigt. Gesättigte Fettsäuren an sich sind nicht ungesund, sollten jedoch nur in Maßen verzehrt werden. Entscheidend ist also nicht allein die Menge, die man von einem bestimmten Produkt isst, sondern, ob das Verhältnis zwischen gesättigten sowie mehrfach und einfach ungesättigten Fettsäuren stimmt.
Ein weiterer Punkt, der gegen die Verwendung von Produkten mit Palmöl spricht, ist, dass Palmöl sehr viele Kalorien enthält – 100 Gramm haben ca. 900 Kilokalorien.
Doch Palmöl gilt noch aus einem ganz anderen Grund als schädlich: Bei seiner Verarbeitung können krebserregende Stoffe entstehen. Beim Erhitzen von Palmöl werden Schadstoffe, sogenannte 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester, gebildet. Diese Fettsäureester kommen in allen raffinierten (gereinigten) Pflanzenölen vor und sind daher in vielen Lebensmitteln enthalten. Man findet sie z.B. in Margarine, Nuss-Nougat-Creme oder Sojasauce.
Palmöl weist von allen gereinigten Speisefetten den höchsten Gehalt an Glycidol-Fettsäureester auf. Bei der Verdauung kann aus diesen Stoffen Glycidol abgespalten werden, welches als krebserregend eingestuft wurde. Auch MCPD, welches bei der Verdauung aus 3-MCPD-Fettsäureestern entstehen kann, steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. In Tierversuchen verursachte es ab einer gewissen Dosis Tumore sowie toxische Effekte für Leber, Niere und Hoden.
Leider enthält sogar Babynahrung die umstrittenen 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester. Doch deren Entstehung bei der Herstellung von Säuglingsnahrung gilt derzeit als unvermeidbar. Denn Säuglingsnahrung muss bestimmte Fettsäuremuster enthalten, die denen der Muttermilch ähnlich sind. Die dafür nötigen Fette müssen gereinigt werden, wobei die Fettsäureester entstehen – daran lässt sich leider im Moment nichts ändern, da es an Alternativen mangelt.
Es gibt allerdings Palmöl, welches verschiedene gesunde Wirkungen auf unseren Körper hat. Rede ist dabei aber nicht vom industriell verwendeten Öl, sondern von kalt gepresstem, unraffiniertem Palmöl, das man als “rotes Palmöl” kaufen kann. In seiner nativen Form enthält Palmöl etwa 15-mal so viel Carotin (Vitamin A) wie Karotten. Zudem weist es einen hohen Anteil an Vitamin E und dem Coenzym Q10 auf, die beide als Antioxidantien bei der Bekämpfung freier Radikale wirken und somit als krebsvorbeugend gelten.
Wo ist überall Palmöl drin?
- Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza und Tütensuppen
- Kuchenglasur
- Schokolade
- Kekse und Knabbergebäck
- Margarine
- Brotaufstriche
- Wurstwaren
- Müsli
Auch in Kosmetik findet sich das Öl sehr häufig, denn es wirkt rückfettend, hautglättend und kann Zellschäden reparieren. Immerhin ein Viertel des weltweit produzierten Palmöls wird in Kosmetika und Waschmittel verwendet. Dabei findet sich das Palmöl leider in so gut wie allen Kosmetik-Produkten, also wie z.B. Cremes, Duschgele, Make-Up, Mascara.
Zudem werden Waschmittel, Kerzen und einige Medikamente mithilfe von Palmöl hergestellt. Auch zur Herstellung von Biodiesel sowie in Futtermittel wird Palmöl verwendet. Produkte ohne Palmöl sind daher gar nicht so leicht zu finden. Dennoch ist es in den meisten Fällen möglich, das Fett zu ersetzen. Bei der Herstellung von Seife ist beispielsweise Rindertalg eine Alternative zu Palmöl.
Wer palmölfreie Produkte kaufen möchte, muss oft genau hinschauen. Seit Dezember 2014 besteht zwar eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl – allerdings nur für Lebensmittel. Oftmals taucht das Palmfett unter anderem Namen in der Zutatenliste auf, wie zum Beispiel: Palmitate, Palmate, Sodium Palm Kernelate, Palmitic Acid, Hydrogenated Palm Glycerides. Die beste Alternative ist aber, selbst mit frischen Zutaten zu kochen.
Aus gesundheitlicher Sicht sind Rapsöl oder auch Leinöl dem Palmöl dabei vorzuziehen, da diese Öle einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen.