Das Stockholm-Syndrom
Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Entführungen und Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Daraus kann eine Kooperation mit den Tätern zur Folge haben.
Die Bezeichnung „Stockholm-Syndrom“ ist auf die Geiselnahme am Normalmstorg vom 23. bis 28. August 1973 in Schweden zurückzuführen. Damals wurde eine Bank im Zentrum der schwedischen Hauptstadt Stockholm überfallen. Vier der Angestellten wurden als Geiseln genommen. Die Geiselnahme ging über 5 Tage und während dieser 5 Tage entwickelten die Geiseln eine größere Angst vor der Polizei als vor den Geiselnehmern. Trotz dessen, dass die Geiseln Angst hatten, empfanden sie auch nach Beendigung der Geiselnahme keinen Hass auf die Geiselnehmer. Es war sogar Dankbarkeit, die Sie für die Geiselnehmer empfanden, als Sie freigelassen wurden. Zudem baten die Geiseln um Gnade für die Täter und besuchten sie im Gefängnis.
Doch woher kommt das Stockholm-Syndrom bzw. welche Ursachen hat es? Das Stockholm Syndrom entsteht durch verschiedene Faktoren.
- die subjektive Wahrnehmung der Geisel kann nur einen Teil der Gesamtsituation erfassen. Das Opfer sieht eine Zurückhaltung der Polizei vor Ort, fühlt sich mit zunehmender Dauer der Entführung allein-und im Stich gelassen. Dagegen wird das Agieren der Geiselnehmer verstärkt wahrgenommen.
Kleinigkeiten wie das Offerieren von Nahrung, Lockern von Fesseln oder „auf die Toilette gehen dürfen“ werden als große Erleichterungen empfunden und die Opfer zeigen große Dankbarkeit. Das Opfer erlebt eine Situation, in der es „Gutes“ von den Geiselnehmern erfährt. Es kommt zu der für Außenstehende subjektiv nicht nachvollziehbaren Folge, dass ein Opfer mehr Sympathie für seine Peiniger empfindet als für die „Guten“, die rettenden Einsatzkräfte.
- Wenn Geiseln das Stockholm Syndrom haben, so ist das für die Täter erleichternd, sie werden sich Opfern gegenüber oftmals wohlwollend verhalten, um eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Hieraus kann eine emotionale Bindung und Dankbarkeit von Opfern gegenüber Tätern resultieren.
- Der große Verlust der Kontrolle über das eigene Leben bei einer Geiselnahme ist nur schwer zu verkraften. Menschen, die das Stockholm Syndrom an den Tag legen, empfinden Geiselnahmen als erträglicher, da das Opfer sich dann oftmals einredet, es sei zum Teil auch sein Wille, beispielsweise, da es sich mit den Motiven der Entführer identifiziert.
Berühmte Filme zum Stockholm Syndrom sind z.B. „Berlin Syndrome“ mit Teresa Palmer und Max Riemelt oder „12 Monkeys“ mit Bruce Willis.