Der Langzeitzyklus – Periode unerwünscht
Den Zeitpunkt der Periode selbst bestimmen oder sogar ganz darauf verzichten; endlich die lästigen Regelschmerzen oder Migräneattacken während der einwöchigen Pillenpause loswerden – der Langzeitzyklus machts möglich. Aber wie funktioniert das genau, ist das denn überhaupt natürlich und was gibt es für Risiken?
Das alt bekannte Einnahmeschema der Antibabypille ist eine 21-tägige Einnahme, gefolgt von einer 7-tägigen Pause. Mit diesem Schema wollte man den natürlichen Zyklus nachahmen – man hätte aber ebenso gut einen anderen Verlauf festlegen können. Durch die Einnahme der Pille baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf, die in der Pause mit der Regelblutung abgestoßen wird. Die Blutung, die aufgrund des Absinkens des Hormonspiegels auftritt, nennt man Abbruchblutung oder Hormonentzugsblutung. Was viele nicht wissen: da die Hormone durch die Einnahme der Pille zugeführt und nicht natürlich ausgeschüttet werden, hat dieser Vorgang nichts mit der natürlichen Menstruationsblutung zu tun und ist schlicht das Resultat der Einnahme / Nichteinnahme der Pille.
Wird die Pille ohne Pause weiter eingenommen, fällt der Hormonspiegel nicht ab und es kommt zu keiner Blutung. Abgesehen von dem positiven Effekt, dass die Periode ausbleibt, entfallen oder zumindest verbessern sich ohne diese Hormonschwankungen zudem unerwünschte Nebeneffekte wie Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Migräne. Frauenärzte empfehlen den Langzyklus außerdem bei Endometriose, wiederkehrenden Eierstockzysten, Myomen, PCO-Syndrom, Eisenmangelanämie und starker Akne. Und zudem wirkt sich der Langzyklus positiv bei chronischen Krankheiten aus, deren Ausprägung von den hormonellen Zyklusschwankungen mitbestimmt wird, wie z.B. bei bestimmten Formen von Diabetes, Asthma, Depressionen, Multiple Sklerose, Parkinson und Epilepsie.
Zusätzliche Nebenwirkungen gibt es nicht, außer dass Zwischenblutungen auftreten können. Allerdings nur zu Beginn, da der Körper normalerweise nicht lange braucht, um sich an den neuen Rythmus zu gewöhnen.
Der Langzeitzyklus wird meist folgendermaßen empfohlen: eine 12-wöchige Einnahme gefolgt von einer 1-wöchigen Pause. Falls Sie unter Regelschmerzen oder Migräne leiden, treten die Symptome zwar während dieser Pause wieder auf, aber nach diesem Schema zumindest nur 4x im Jahr. Die Dauer der Einnahme kann individuell angepasst werden, sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt. Bei starken Symptomen wird durchaus empfohlen, die Pille das ganze Jahr komplett ohne Pause durchzunehmen.
Es eignen sich nur niedrig dosierte Einphasenpräparate. Diese haben in jeder Pille die gleiche Hormondosis. Am geeignetsten sind gestagenbetonte Präparate, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Diegonest oder Drospirenon, da sich durch diese Wirkstoffe weniger Gebärmutterschleimhaut aufbaut. Fragen Sie Ihren Frauenarzt, ob Ihr Präparat geeignet ist.
Es sind aber nicht nur medizinische Gründe, die für den Langzyklus sprechen. Früher ging man davon aus, dass die Periode als Signal nicht schwanger zu sein fungieren und dadurch die Frauen beruhigen würde. Heutzutage ziehen viele Frauen es vor, den Zeitpunkt ihrer Periode selbst zu bestimmen oder gar ganz darauf zu verzichten – das bedeutet einfach Freiheit.
Ganz ohne Nachteile ist der Langzyklus nicht: außer den möglicherweise anfangs auftretenden Zwischenblutungen, entstehen höhere Kosten für die Empfängnisverhütung, da man schließlich mehr Pillen benötigt und man nimmt etwas mehr Hormone zu sich. Allerdings wird die Pille durch den Langzeitzyklus sogar noch sicherer: wenn man sie einmal vergisst, macht das weniger aus als im klassichen Schema.
Die Periode seltener oder sogar gar nicht mehr zu haben, klingt erstmal unnatürlich. Ganz im Gegenteil mildert aber der Langzyklus die monatliche Qual und beugt sogar einigen Krankheiten vor. Bei Interesse, fragen Sie mit Ihren Frauenarzt.