Impfung gegen Prostata-Krebs

Abgelegt unter: Krankheiten,Medikamente von Claudia am 28 June 2011 um 22:32 Uhr

Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Aktuell sind etwa 900.000 Männer davon betroffen. Jährlich sterben etwa 250.000 Menschen in Folge des Prostatakrebses. Wie bei jedem bösartigen Tumor kann es zur Metastasenbildung kommen; weitere Organe erkranken, was schließlich tödlich enden kann.
Jetzt ist es amerikanischen und britischen Forschern gelungen, mit Hilfe einer Art Impfung bereits ausgebildete Prostatatumore vollständig zu zerstören. Richard Vile von der Mayo Clinic in Rochester, USA und Alan Melcher von der University of Leeds, UK berichten in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Medicine“:
Der neue „Impfstoff“ wurde Mäusen injiziert und stimulierte deren Immunsystem derart, dass bestehende Prostatatumore vollständig zerstört werden konnten. Bei dem Impfstoff handelt es sich nicht um eine Schutzimpfung, die man präventiv verwendet, wie bspw. Eine Grippeimpfung. Vielmehr ist unter dem Begriff zu verstehen, dass dem Körper ein Fremdstoff injiziert wird, der das Immunsystem dazu anregt, Antikörper gegen den entsprechenden Fremdkörper zu entwickeln und so eine spezifische Immunabwehr aufzubauen.

Der Impfstoff besteht aus genetisch veränderten Viren, die dem Körper nicht schaden, jedoch das Immunsystem anregen. Auf der Außenhülle der Viren befinden sich sehr viele, verschiedene Oberflächenproteine (Antigene), die identisch mit denen der Prostatatumorenzellen sind. Das Immunsystem erkennt die „eingedrungenen“ Viren als Fremdkörper und fängt an, gegen jedes einzelne der fremden Oberflächenproteine unzählige, spezifische Antikörper zu produzieren. Die Antikörper wiederum binden auch an die Antigene der Prostatatumorenzellen und signalisieren den Fresszellen des Immunsystems, diese Zellen ebenfalls zu zerstören.

Zwar ist diese Idee nicht neu; schon seid langem dient die Anregung des Immunsystems als Forschungsgrundidee, doch bisher wurden immer nur einige wenige der Obenflächenproteine auf den Viren expremiert. Das jetzige Impfvirus hat sehr viele, unterschiedliche Antigene auf seiner Oberfläche, weshalb auch viele verschieden Antikörper gegen dieses Virus und letztendlich auch gegen die Tumorzellen produziert werden und die Tumorzellen noch stärker als „zu vernichten“ markiert werden.

Durch nur wenige Wiederholungen (meist reichten schon 1-2) der Impfung wurden die Tumore restlos zerstört und die Mäuseriche waren gesund. Dabei gab es keine auffälligen Nebenwirkungen, was äußerst positiv ist und die weiterführende Forschung maßgeblich vorantreiben kann.

Bisher wurde diese Methode nur bei Mäusen erprobt. Da sich der menschliche Körper und der der Maus aber sehr ähnlich sind, besonders im Bezug auf die Reaktion auf Medikamente, ist zu erwarten, dass die Methode auch für Menschen verträglich und wirksam sein wird.

Zwar muss „der Impfstoff noch weiterentwickelt und am Menschen getestet werden, bevor wir sagen können, ob diese Technik eines Tages zur Behandlung von Krebspatienten einsetzbar ist“, wie Peter Johnson vom Institute of Cancer Research London dem aktuellen „Nature Medicine“-Artikel beifügt. Doch Richard Vile ist „optimistisch, dass wir jetzt einige der Hauptprobleme überwunden haben, die es in der Krebsforschung mit der Immuntherapie gab“.
Und: durch diese Methode kann nicht nur Prostatakrebs zerstört werden. Die Vorgehensweise könnte auf sämtliche Tumoren angewendet werden. Zwar müsste für jeden Tumor ein etwas anderer Impfstoff erstellt werden, doch ist der Grundstein erst einmal gelegt, ist es umso einfacher, die Methode vielseitig anzuwenden.